Liebe Mitmenschen
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Seit dem Verlust unseres Sohnes ist inzwischen einige Zeit vergangen und ich kann mich noch
gut an die Zeit "vorher" erinnern...an den Kloß im Hals, wenn man erfährt, daß
ein Bekannter oder Kollege einen Verlust zu beklagen hat. Ich erinnere mich genau,
wie ich manches Mal nur stumm die Hände des Betroffenen gedrückt habe, weil mir
die Worte fehlten... Was soll man sagen? Wird man vielleicht verletzen, wo man
trösten wollte? Auch wenn es schwer ist - genau das ist es, was wir brauchen! Jemanden, mit dem wir reden können und der uns zuhört, wenn wir über unser Kind erzählen wollen. Und das müssen wir! Es ist unser Kind! Leider ist es meistens nur für wenige Menschen real, haben es nur wenige Menschen gesehen...insbesondere bei sehr klein verstorbenen Babys ist manchmal sogar das nicht möglich... Es ist völlig normal, Eltern nach ihren Kindern zu befragen. Wie alt ist es denn jetzt? Kann es schon laufen? Und die Eltern erzählen voller Stolz von ihrem Nachwuchs... Genau das möchten wir auch! Mögen sie auch nicht für jeden sichtbar gewesen sein, mögen sie auch nur ganz kleine Spuren hinterlassen haben - für uns sind unsere Sternenkinder real und bleiben es unser Leben lang. Wir sind stolz auf sie und möchten das auch gerne zeigen! Warum fragt uns niemand nach dem Geschlecht unseres Kindes? Nach seinem Namen? Oder wie es ausgesehen hat? Haben Sie keine Angst, uns danach zu fragen! Sie können keine Wunde aufreißen - sie brennt sowieso immer. Haben Sie keine Angst vor unseren Tränen, oder vor Ihren! Sie sind heilsam und müssen geweint werden. Nichts ist schlimmer als das Schweigen; als so zu tun, als wäre nichts geschehen...dies macht uns traurig und läßt unser Baby ein zweites mal sterben. Ich kann verstehen, das es für Sie schwer ist, mit uns umzugehen... Wir sehnen uns nach Hilfe und Verständnis, können aber eine ausgestreckte Hand vielleicht nicht sofort ergreifen...haben Sie bitte Geduld - wir werden es tun, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Möglicherweise fehlen Ihnen auch die richtigen Worte...hier sind ein paar Hinweise, was Sie sagen oder tun könnteen, um uns zu helfen - und was Sie bitte nicht sagen sollten. Hilfreich ist:
Verletzend sind Sätze, wie:
Hier ein sehr schönes Gedicht zum Thema, welches mir aus dem Herzen spricht: Mitmenschen, nehmt uns Trauernde an! Geht behutsam mit uns um, denn wir sind schutzlos. Die Wunde in uns ist noch offen und weiteren Verletzungen preisgegeben. Wir haben so wenig Kraft, um Widerstand zu leisten. Gestattet uns unseren Weg, der lang sein kann. Drängt uns nicht, so zu sein wie früher, wir können es nicht. Denkt daran, dass wir in Wandlung begriffen sind. Lasst Euch sagen, dass wir uns selbst fremd sind. Habt Geduld! Wir wissen, dass wir Bitteres in Eure Zufriedenheit streuen, dass Euer Lachen ersterben kann, wenn Ihr unser Erschrecken seht, dass wir Euch mit Leid konfrontieren, das Ihr vermeiden möchtet. Wenn wir Eure Kinder sehen, leiden wir. Wir müssen die Frage nach dem Sinn unseres Lebens stellen. Wir haben die Sicherheit verloren, in der Ihr noch lebt. Ihr haltet uns entgegen: Auch wir haben Kummer! Doch wenn wir Euch fragen, ob Ihr unser Schicksal tragen möchtet, erschreckt Ihr. Aber verzeiht: Unser Leid ist so übermächtig, dass wir oft vergessen, dass es viele Arten von Schmerz gibt. Ihr wisst vielleicht nicht, wie schwer wir unsere Gedanken sammeln können. Unsere Kinder begleiten uns. Vieles, was wir hören, müssen wir auf sie beziehen. Wir hören Euch zu, aber unsere Gedanken schweifen ab. Nehmt es an, wenn wir von unseren Kindern und unserer Trauer zu sprechen beginnen, wir tun nur das, was in uns drängt. Wenn wir Eure Abwehr sehen, fühlen wir uns unverstanden und einsam. Lasst unsere Kinder bedeutend werden vor Euch. Teilt mit uns den Glauben an sie. Noch mehr wie früher sind sie ein Teil von uns. Wenn Ihr unsere Kinder verletzt, verletzt Ihr uns. Mag sein, dass wir sie vollendeter machen, als sie es waren, aber Fehler zuzugestehen fällt uns noch schwer. Zerstört nicht unser Bild! Glaubt uns, wir brauchen es so. Versucht, Euch in uns einzufühlen. Glaubt daran, dass unsere Belastbarkeit wächst. Glaubt daran, dass wir eines Tages mit neuem Selbstverständnis leben werden. Euer "Zu-trauen" stärkt uns auf diesem Weg. Wenn wir es geschafft haben, unser Schicksal anzunehmen, werden wir Euch freier begegnen. Jetzt zwingt uns nicht mit Wort und Blick, unser Unglück zu leugnen. Wir brauchen Eure Annahme. Vergesst nicht: wir müssen so vieles von neuem lernen, unsere Trauer hat unser Sehen und Fühlen verändert. Bleibt an unserer Seite! Lernt von uns für Euer eigenes Leben! Erika Bodner [nach oben] |
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Land der Sternenkinder (c)2006
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/2008
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